Digitaler Omnibus: Was steckt dahinter
10. November 2025

Was ist der „Digitaler Omnibus“?
Der Begriff „Digitaler Omnibus“ leitet sich von einem Sammelbus ab: So wie ein Bus viele Menschen gleichzeitig transportiert, fasst ein Omnibus-Gesetz viele unterschiedliche Regelungen in einem einzigen Paket zusammen. Genau das plant die EU mit dem Digitalen Omnibus. Statt zahlreiche Digitalgesetze einzeln zu überarbeiten, sollen bestehende Vorschriften – etwa die DSGVO, Teile des AI Acts, ePrivacy-Regeln und Vorgaben zur Cybersicherheit – gemeinsam neu geordnet werden.
Dadurch sollen widersprüchliche Gesetzestexte vermieden und Abläufe für Unternehmen einfacher und günstiger werden, besonders für kleine und mittelständische Betriebe. Gleichzeitig bedeutet diese Bündelung, dass einzelne Schutzstandards neu bewertet oder abgeschwächt werden könnten, was insbesondere im Bereich Datenschutz kritisch diskutiert wird.
Welche Änderungen stehen im Raum?
Ein wesentlicher Punkt betrifft die DSGVO: Die Definition personenbezogener Daten könnte enger werden. Das würde bedeuten, dass bestimmte Informationen nicht mehr automatisch unter die strengen Datenschutzregeln fallen, sofern sie nicht eindeutig auf eine Person zurückgeführt werden können. Kritiker sehen hier die Gefahr, dass Betroffene weniger Rechte auf Auskunft, Löschung oder Korrektur hätten.
Auch die Verarbeitung von Daten für KI-Training oder KI-Systeme soll erleichtert werden. Statt eine ausdrückliche Zustimmung zu benötigen, könnte es reichen, wenn ein Unternehmen sich auf ein sogenanntes „berechtigtes Interesse“ beruft. Das wäre eine deutliche Öffnung gegenüber dem bisherigen Datenschutzstandard.
Beim Thema KI-Regulierung plant die EU zudem Entlastungen: Regeln für Hochrisiko-KI sollen später greifen, Dokumentationspflichten könnten reduziert werden, und kleine Unternehmen sollen generell weniger Aufwand haben. Gleichzeitig würde das bedeuten, dass manche Schutzmechanismen erst später oder abgeschwächt in der Praxis ankommen.
Auch im Bereich Cookies und Online-Tracking kündigt sich eine Vereinheitlichung an. Einfache, einheitliche Einwilligungsmechanismen sollen das komplizierte Zustimmungsmanagement reduzieren. Für Unternehmen wäre das bequem, für Nutzerinnen und Nutzer möglicherweise ein Rückschritt bei der Kontrolle ihrer Daten.
Warum die Reform umstritten ist
Die größten Bedenken drehen sich um das Thema Datenschutz. Datenschützer warnen davor, dass die geplanten Anpassungen die europäische Datenschutzkultur aushöhlen könnten. Wenn die Definition personenbezogener Daten enger wird und Unternehmen leichter Daten für KI nutzen dürfen, könnte der Schutz der Privatsphäre schwächer werden. Gleichzeitig ist der Entwurf noch nicht final, wodurch aktuell viel Unsicherheit herrscht.
Auch die Wirkung auf KI-Unternehmen wird kontrovers diskutiert: Einerseits werden Innovation und Digitalisierung erleichtert, andererseits steigt das Risiko, dass Unternehmen zu großzügig mit Nutzerdaten umgehen, weil sie weniger strenge Vorgaben befürchten müssen.
Was das Ganze für Unternehmen bedeutet
- Vereinfachte Abläufe: Die Verarbeitung von Daten und der Einsatz von KI würden deutlich unkomplizierter, weil weniger Bürokratie anfällt.
- Schnellere Prozesse: Unternehmen könnten Projekte schneller umsetzen und interne Abläufe effizienter gestalten.
- Mehr Verantwortung: Auch wenn mehr erlaubt ist, bleibt ein vorsichtiger Umgang mit sensiblen Daten notwendig.
- Neue Chancen für Marketing und Digitalfirmen: Mehr Freiraum in der Datennutzung kann zusätzliche Werbe- und Analysemöglichkeiten eröffnen.
- Rechtliche Risiken im Blick behalten: Da sich die Regeln noch entwickeln, sollten Unternehmen aufmerksam bleiben, um spätere Haftungsprobleme zu vermeiden.
Unser Fazit
Der Digitale Omnibus bringt das Potenzial, viele digitale Prozesse in Europa zu vereinfachen und Unternehmen mehr Spielraum zu geben. Gerade kleinere Betriebe könnten von klareren Regeln, weniger Bürokratie und einer flexibleren Nutzung von Daten und KI profitieren. Gleichzeitig steht viel auf dem Spiel: Wenn Datenschutzstandards tatsächlich abgeschwächt werden, müssen Firmen noch bewusster entscheiden, welche Daten sie nutzen und wie transparent sie dabei vorgehen.
Die kommenden Monate werden entscheidend sein, denn noch ist offen, wie streng oder locker die finalen Regeln ausfallen. Wenn du abschätzen möchtest, welche Veränderungen konkret auf dein Unternehmen zukommen oder wie du dich strategisch vorbereiten kannst, kannst du dich gerne bei uns melden.




